Das ist so was mit erwartungen, oder? Immer wieder stelle ich fest, dass wir uns von Erwartungen inspirieren lassen – oder eben öfter blockieren.
Ein ganz entscheindender Punkt in Bezug auf Erwartungen ist, dass wir uns wirklich bewusst werden, warum wir welche Erwartungen an uns selbst oder andere haben.
- Sind wirklich alle nötig?
- Wo und welche kann und sollte ich loswerden?
- Welche helfen mir wirklich bei meiner Entwicklung?
Haben du jemals darüber nachgedacht, welche Erwartungen du hast?
Lass uns mal über Erwartungen diskutieren:
Meine eigenen Erwartungen
Klar. Da gibt es die Erwartungen an mich. Von meinem Aussehen, meinem Auftreten, meinen Reaktionen, meinem Erfolg, mir gegenüber, meiner Figur, meinen Anpassungsfähigkeiten, meiner Kontaktfähigkeit, meiner Leistung … und so weiter.
Diese sind am einfachsten zu kontrollieren. Warum? Darauf kommen wir gleich.
Zweite Ebene: Meine Erwartungen an andere
Es wird spannender. Denn ich habe nicht nur Erwartungen an mich, sondern auch an meine Mitmenschen. An meine Nachbarn, meinen Partner, Teamkollegen, Kinder, Lehrer, Verkehrsteilnehmer, Manager, Chefs, Mitarbeiter, Arzt … und so weiter.
Hier habe ich keinen so direkten Einfluss mehr auf gewünschte Veränderungen. Weil ich Abhängigkeiten zu anderen Personen oder Institutionen habe.
Sie sind aber nicht weniger wichtig. Denn meine Erwartungen beeinflussen nicht nur mich selber, sondern auch jene meines Gegenübers. Durch meine Erwartungs-Haltung verändere ich mein Verhalten, wie auch dasjenige von dem ich etwas erwarte.
Die dritte Ebene: die Erwartung einer Erwartung
Jetzt wird es komplex und oft gefährlich. Denn hier startet das Kopfkino welches uns mehr aufhält als weiterbringt. Das Leben, unsere Gedanken, bieten nämlich noch mehr! Jeder von uns kann über die Erwartungen einer Erwartung nachdenken. In meinem Traineralltag erlebe ich diese Situation immer wieder. Vier Beispiele dazu:
Erstens: Da sitze ich am Telefon und soll anrufen. Was könnte mir da alles durch den Kopf gehen?
- Was, wenn der andere keine Zeit hat?
- Vielleicht ist es ihm egal?
- Dann könnte es sein, dass jetzt nicht die richtige Zeit ist?
- Und er wird wahrscheinlich auch wütend!
Zweites Beispiel: Ich muss dringend etwas bei meiner Kollegin ansprechen.
- Aber was, wenn sie das nicht will? Sie könnte fürterlich enttäuscht sein.
- Und dann? Vielleicht wird sie mich feuern!
- Und was wird mein Mann über meine Handlungen denken?
- Er würde nie verstehen …
Drittes Beispiel: Ich muss eine tolle Geburtstagsfeier organisieren.
- Jedes Kind möchte so etwas! Nicht wahr?
- Ansonsten ist der Junge enttäuscht.
- Soll ich das Smartphone jetzt für ihn kaufen?
- Was denken die anderen Eltern, wenn mein Kind kein Handy hat?
- Sie denken sicher, dass ich mir das nicht leisten kann …
Viertes Beispiel: Ich muss eine Sitzung mit der Anwesenheit des Chefs leiten.
- Er wird mir das sicher sofort mitteilen und entsprechende Fragen stellen, auf die ich keine Antwort habe.
- Er wird dann enttäuscht sein und das Vertrauen in mich verlieren.
- Dann verliere ich die Kontrolle über die Sitzung und finde nicht die richtigen Worte.
Klare Gedanken schaffen
Besser gesagt als getan?
Ja vielleicht. Vielleicht auch nicht. Oder welche Erwartungen hast du bei diesem Gedanken …?
Dass „es nicht so einfach“ ist? Glaubst du nicht auch, dass genau solche Gedankengänge – oder eben Erwartungen – genau das, nämlich deine Lösungssuche, stark Beeinflussen? Was geschieht wohl, wenn wir uns Dinge als schwer, unmöglich oder mit nur sehr grossem Aufwand zu verändern, vorstellen? Was, wenn wir komplett daneben liegen? Uns mit solchen Gedankengängen die einfachsten Lösungen verborgen bleiben?
Die Gefahr einer Erwartungs-Haltung sehe ich exakt darin. Wir programmieren uns von innen mit unseren Gedanken-Gängen in die falsche Richtung. Wäre es nicht ausgesprochen praktisch, ohne Erwartungs-Haltung nach Lösungen zu suchen? Probleme anzugehen? Den – wie ich zu sagen pflege – klaren Verstand einsetzen?
Weniger ist oft mehr
Aus den bis anhin gemachten Erfahrungen als Privat-Person und Coach würde ich behaupten, dass punkto Erwartungs-Haltung weniger oft mehr ist.
Oder was meinst du zu diesem Thema?